Mail Art = Postkunst?

In den 1960er und 1970er Jahren, während der Pop Art, wurde in den USA unter Künstlern ein Gedankenaustausch üblich, der sich bewusst der ganz normalen Postbeförderung bediente: Ideen, Anre-
gungen, Aufforderungen und Denkanstöße wurden als künstlerisch gestaltete Postkarten offen verschickt und ausgetauscht. Die auf diese Art gebildeten Netzwerke verstanden sich als unkommerziell und operierten jenseits des offiziellen Kunstmarktes, mussten sich aber zwangsläufig mit den besonderen Bedingungen des Postver-
sands arrangieren. Kein Wunder, dass Aufkleber, postalische Ver-
merke, Stempelungen und vor allem Briefmarken, die ja selbst kleine Kunstwerke sind,  als integrierte Bestandteile der künstler-
ischen Arbeit betrachtet und häufig mit in die Gestaltung einbe-
zogen wurden.

Heutzutage bildet die Mail Art immer noch einen aktiven, aber nicht allzu verbreiteten Kunstbereich, der sich dennoch eine ganze Reihe von Liebhabern und Sammlern bewahrt hat.

Von meiner eigenen Mail Art erreichte übrigens ein beachtlicher Teil nie die vorgesehenen Empfänger, sondern ging beim Post-
versand auf Nimmerwiedersehen “verloren”. Verständlich, dass mir irgendwann dieser Schwund doch ein bisschen zu hoch war. Seitdem verzichte ich darauf, meine Arbeiten als offene und für jedermann einsehbare Postkarten zu verschicken.  Aus Traditions-
gründen lasse ich aber immer noch meine Bilder mit einem ganz offiziellen Tagesstempel der Post versehen – und das ist ja völlig im Sinne der Mail Art.

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